Schwerhörigkeit bei Kindern ist keine Seltenheit. Schätzungsweise sind in Deutschland mehr als eine halbe Millionen Kinder von einer Hörminderung betroffen. Eine frühzeitige Diagnose und die Versorgung mit einem passenden Hörgerät ist gerade bei Kindern wichtig, da nur so eine gesunde Entwicklung des Hörens und Sprachverstehens möglich ist.
- Wie kommt es bei Kindern zu einem Hörverlust?
- Kinder-Hörgeräte in verschiedenen Bauformen
- Funktionen von Kinder-Hörgeräten
- Was kostet ein Kinder-Hörgerät?
- Anpassung der Hörgeräte speziell für Kinder
- Das Hörgerät muss dem Kind gefallen
- Fazit: Kinder-Hörgeräte müssen robust und langlebig sein sowie eine lange Batterielaufzeit mitbringen
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- Jan Becker
Wie kommt es bei Kindern zu einem Hörverlust?
Ein Hörverlust bei Kindern kann viele Ursachen haben. Hierzu gehören unter anderem:
- Mittelohrentzündungen
- Fremdkörper im Gehörgang
- Paukenerguss
- Riss im Trommelfell
- Fehlbildungen des Gehörganges
- Lärmüberlastung
- Angeborene Schwerhörigkeit, beispielsweise durch einen Gendefekt oder eine Sauerstoffunterversorgung bei der Geburt
Um eine Früherkennung von Hörproblemen zu gewährleisten, werden heute gesetzliche Höruntersuchungen angeboten, die Eltern in jedem Fall in Anspruch nehmen sollten.
Häufig ist eine Schwerhörigkeit bei Kindern nur das Symptom einer Erkrankung, wie beispielsweise einer Erkältung. Die Schwerhörigkeit verschwindet also nach dem Abheilen von selbst.
Hält eine Hörminderung jedoch über längere Zeit an, sollten Kinder und Jugendliche zeitnah mit einem Hörgerät versorgt werden – denn ansonsten können Störungen in der Hör- und Sprachentwicklung auftreten.
Kinder-Hörgeräte sind daher extra an die besonderen Bedürfnisse und Ansprüche von Kindern abgestimmt.
Kinder-Hörgeräte in verschiedenen Bauformen
Für Babys, Kinder und Jugendliche gibt es Hörgeräte in den gleichen Bauformen, die auch für Erwachsene angeboten werden.
Bauformen für Kinder-Hörgeräte:
- Hinter-dem-Ohr-Hörgeräten (HdO)
- Im-Ohr-Hörgeräten (IdO)
- Knochenschall-Implantate (BAHA)
- Cochlea-Implantate (CI)
- Gehörgangs-Hörgeräte (In-the-Canal, Completely-in-the-Canal)
Bei Babys und Schulkindern werden in der Regel HdO-Geräte eingesetzt. Diese sind robust, leistungsstark und zeichnen sich durch einen geringen Energieverbrauch aus. Das heißt konkret: die Batterien müssen nicht so häufig gewechselt werden.
Funktionen von Kinder-Hörgeräten
Kinder haben besondere Ansprüche – daher sind Erwachsenen-Hörgeräte nicht für die Versorgung von Kindern geeignet. Je nach Alter des Kindes sind die Anforderungen jedoch unterschiedlich. Daher werden hier die folgenden Kategorien gebildet:
- Babys
- Schulkinder
- Teenager
Kinder-Hörgeräte müssen über verschiedene Features verfügen, damit eine gute Versorgung sichergestellt werden kann. Unter anderem zeichnen sich spezielle Kinder-Hörgeräte durch folgende Funktionen aus:
- Besondere Haltbarkeit
Gerade Kleinkinder gehen mit ihren Hörhilfen nicht immer sorgsam um. Die Widerstandsfähigkeit eines Kinder-Hörgerätes ist daher um einiges größer als bei einem Gerät für Erwachsene.
- Robustheit
In der Regel spielen Kinder häufig im Freien – Wasser und Staub sind jedoch nicht die besten Freunde eines Hörgerätes. Daher sind Kinder-Hörgeräte sehr resistent und lange haltbar.
- Kindersicherung
Gesicherte Batteriefächer sorgen dafür, dass Babys und Kleinkinder diese nicht aus Neugier öffnen können.
- Einfache Handhabung
Die Bedienung der Hörhilfe sollte auch für Kleinkinder leicht möglich sein – daher wird auf eine einfache Handhabung viel Wert gelegt.
- Spezielle Hörprogramme für die Schule
Für anspruchsvolle Hörumgebungen, wie z. B. das Klassenzimmer gibt es spezielle Hörprogramme. Hierdurch kann die Stimme des Lehrers besonders klar wahrgenommen werden.
- Exzellentes Sprachverstehen
Frequenzen von Sprachlauten werden gezielt verstärkt, da diese für die Entwicklung des Kindes besonders wichtig sind.
- Viele Verbindungsmöglichkeiten
Das Thema Multimedia ist für Jugendliche und Teenager besonders wichtig. Musik sowie Telefongespräche können in der Regel z. B. mittels Bluetooth direkt aufs Hörgerät gestreamt werden.
Was kostet ein Kinder-Hörgerät?
Die Kosten eines Kinder-Hörgerätes variieren stark je nach Funktionsumfang. So können pro Ohr schnell über 700 Euro fällig werden.
Bei einer ohrenärztlichen Verordnung übernimmt die gesetzliche Krankenkasse auch bei Kindern einen Festbetrag von bis zu 786,86 € pro Ohr. Dieser Festbetrag wurde durch einen Beschluss des Spitzenverbands der Krankenkassen festgelegt.
Beispiel Techniker Krankenkasse (TK): Bei der TK erhalten schwerhörige Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren digital programmierbare Hörhilfen komplett ohne Zuzahlung.
Für das erste Hörgerät zahlt die TK bis zu 1000 Euro. Bei Hörhilfen für beide Ohren sind es dann 2000 Euro. Die Kosten für Ohrpassstücke sowie Reparaturen werden ebenfalls übernommen.
Ein eigener Kostenanteil fällt nur an, wenn Sie ausdrücklich Leistungen in Anspruch nehmen möchten, die medizinisch nicht notwendig sind.
Zudem übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen für Kinder und Jugendliche bis zum 18. Lebensjahr die Kosten der Hörgeräte-Batterien.
Anpassung der Hörgeräte speziell für Kinder
Die Anpassung der Hörgeräte bei Kindern ist besonders wichtig. Gerade bei Kleinkindern, die noch nicht richtig sprechen können, gestaltet sich die Anpassung besonders schwierig. Die Anpassung wird daher meistens über mehrere Sitzungen verteilt, damit die Ohrpassstücke, Schallschläuche und das Gerät an sich optimal eingestellt werden können.
Nur durch eine sorgfältige Anpassung des Hörgerätes werden Rückkopplungen vermieden und die richtigen Frequenzen verstärkt.
Auch die Nachkontrolle ist essenziell. Sie sollten daher 1 – 3 Monate nach der Anpassung erneut den Hörgeräteakustiker aufsuchen. So kann der Tragekomfort für Ihr Kind sichergestellt werden, denn die Ohrpassstücke müssen regelmäßig ausgetauscht werden.
Tipp: Die Stifung Warentest hat die beliebtesten Hörgeräteakustiker in Deutschland genauer unter die Lupe genommen. Das Ergebnis haben wir Ihnen hier zusammengefasst: www.tinnitus-selbsthilfe.org/hoerakustiker-test-stiftung-warentest
Das Hörgerät muss dem Kind gefallen
Der Farbton von Kinder-Hörgeräten ist meist nicht diskret gehalten, sondern eher in knalligen Farben und lustigen Mustern. Denn das Kind soll sich mit dem Hörgerät anfreunden und auch den Mitmenschen soll signalisiert werden, dass eine vermindertes Hörvermögen vorliegt.
Neben der richtigen Anpassung und dem Tragekomfort ist die Optik gerade bei Kinder-Hörgeräten sehr wichtig. Erfahrungsgemäß nehmen Kinder ihr Hörgerät nämlich dann als “Freund und Helfer” wahr, wenn es optisch auch etwas hermacht.
Fazit: Kinder-Hörgeräte müssen robust und langlebig sein sowie eine lange Batterielaufzeit mitbringen
Kinder-Hörgeräte sind essentiell, um eine normale Hör- und Sprachentwicklung zu gewährleisten. Daher sollten Sie bei längeren Hörproblemen Ihres Kindes umgehend einen HNO-Facharzt aufsuchen. Nur ein Spezialist kann genau feststellen, welche Ursachen vorliegen und was für Maßnahmen erfolgen müssen.
Bei der Auswahl sollten Sie besonders darauf achten, dass das Gerät robust und langlebig ist – denn nur durch diese Eigenschaften kann es die alltäglichen Abenteuer eines Kindes lange überleben.
Glücklicherweise haben die verschiedenen Hörgerätehersteller sich mittlerweile auch auf Kinderohren spezialisiert – daher bringen die meisten Kinder-Hörgeräte alle Eigenschaften mit, die für den Alltag notwendig sind.