Morbus Menière (auch Menière-Krankheit) ist eine Erkrankung des Innenohrs. Plötzliche Anfälle von Drehschwindel sowie Übelkeit bis hin zu Erbrechen können bei dieser Krankheit auftreten.
Namensgeber der Krankheit ist der Pariser Arzt Prosper Menière. Dieser beschrieb die Krankheit erstmals Anfang des 19. Jahrhunderts.
Drehschwindelanfälle können bei der Menière-Krankheit zu jeder Tages- und Nachtzeit ohne Vorwarnung auftreten und dauern in der Regel mehr als 20 Minuten, meist sogar mehrere Stunden.
Auch eine temporäre, einseitige Verminderung des Hörvermögens sowie Tinnitus sind Bestandteil der Erkrankung. Aber wodurch wird Morbus Menière hervorgerufen und wie verläuft die Behandlung und Therapie der Krankheit? Die Antworten auf finden Sie in diesem Artikel.
Ursachen von Morbus Menière
Leider gibt es von der Wissenschaft noch keine klaren Erkenntnisse, wo die genauen Ursachen für Morbus Menière liegen. Experten gehen jedoch davon aus, dass die Schwindelattacken sowie die damit verbundene Schwerhörigkeit durch eine Druckerhöhung der Flüssigkeit in der Hörschnecke des Innenohrs ausgelöst werden.
Mediziner sprechen hierbei von einem endolymphatischen Hydrops.
In der Hörschnecke, einem kanalartigen System im Innenohr, befindet sich Flüssigkeit. Bei einem Morbus Menière Anfall kommt es zu einer Flüssigkeitsansammlung, sodass sich der Druck innerhalb der Hörschnecke vergrößert.
Durch diesen Druckanstieg können die Häutchen des Innenohres sogar reißen. Fachleute vermuten, dass durch diese Druckerhöhung Schwerhörigkeit sowie Ohrgeräuschen (Tinnitus) auftreten.
Wie genau es jedoch zu der Zunahme von Flüssigkeit innerhalb der Hörschnecke kommt, ist bisher nicht geklärt.
Auch ein Virus wird von Fachärzten als Ursache von Morbus Menière in Betracht gezogen. Das Gleichgewichtsorgan des menschlichen Körpers liegt nahe am Innenohr.
Eine Entzündung in diesem Bereich (z. B. durch einen Virus) kann daher Einfluss auf das Gleichgewichtsorgan nehmen und so Schwindelattacken auslösen.
Wichtig: Treten Ohrgeräusche und Schwindel gleichzeitig auf, muss es sich nicht immer um Morbus Menière handeln. Sie sollten daher in jedem Fall einen Hals-Nasen-Ohren Arzt aufsuchen.
Symptome
Grundlegend sprechen Experten von 3 charakteristischen Anzeichen der Menière-Krankheit:
- Anfallartige Drehschwindelattacken (mit einer Länge von mindestens 20 Minuten)
- Nachgewiesene Hörminderung
- Ohrgeräusche (Tinnitus) und / oder Druckgefühl im betroffenen Ohr
Betroffene beschreiben den sogenannten Drehschwindel als unvorhersehbare, intensive Schwindelattacke, bei der sich die Umgebung sehr schnell zu drehen scheint.
Das Schwindelgefühl kann hierbei von kurzer Dauer sein oder sich sogar über Tage hinweg fortbestehen.
Neben Schwindelattacken klagen Betroffene zudem über Ohrgeräusche (Tinnitus). Diese treten oft zeitgleich mit dem Drehschwindel auf. Hierbei werden Geräusche wie Piepen, Rauschen oder Brummen beschrieben.
Auch eine einseitige Schwerhörigkeit tritt im Zusammenhang mit Morbus Menière auf, welche sich im Verlauf der Erkrankung auch auf das 2. Ohr ausweiten kann.
Gerade tiefe Töne oder Stimmen klingen entfremdet und verzerrt. Bei einem Fortschreiten der Krankheit kann sich die Hörminderung drastisch verschlimmern und im schlimmsten Fall zu einem dauerhaften Hörverlust führen.
Neben dem sogenannten Symptom-Trias (Drehschwindel, Hörminderung, Tinnitus) gibt es noch weitere Symptome für Morbus Menière:
- Übelkeit und Erbrechen
- Blässe und Schweißausbrüche
- Stürze durch den Schwindel
- Zittern der Augen
- Entwicklung von Angststörungen und Depressionen
Wie stellt der Arzt die Diagnose?
Die ärztliche Frühdiagnose von Morbus Menière ist nicht einfach. Die Erkrankung beginnt nämlich nur in 20 Prozent der Fälle mit dem zuvor beschriebenen Trias.
In 40 Prozent der Fälle ist ein plötzlicher, einseitiger Hörsturz der Beginn der Menière-Erkrankung. Weitere 40 Prozent der Erkrankten erfahren lediglich den oben beschriebenen Drehschwindel.
Der Arzt steht hierbei vor der Herausforderung, die Ursache des Drehschwindels und dessen Begleitbeschwerden herauszufinden. Jedoch kann Schwindel bei vielen Erkrankungen als Symptom gewertet werden. Eine sorgfältige Untersuchung ist daher notwendig, um andere Krankheiten auszuschließen.
Daher ist eine Befragung zu Ihrem allgemeinen Gesundheitszustand und den wahrgenommenen Beschwerden der Grundstein einer jeden Untersuchung.
Im Anschluss an die Befragung führt der HNO-Arzt eine Reihe von Hörtests durch. Auch die Augenbewegungen und das Gleichgewichtsorgan werden durch Messungen untersucht. Die Untersuchung der Augen ist deshalb wichtig, da sich bei einem akuten Anfall meistens ein sogenannter horizontal rotierender Nystagmus zeigt. Hierbei kreisen die Augen des Betroffenen in waagerechten Bewegungen umher.
Um die Abgrenzung anderer Krankheiten zu gewährleisten, werden oft allgemeinärztliche oder internistische Untersuchungen durchgeführt.
Untersuchungen beinhalten z. B. eine 24-Stunden-Blutdruckmessung oder ein 24-Stunden-EKG.
Auch eine Blutuntersuchung kann sinnvoll sein, um die zuvor angesprochene Ursache einer Infektion zu beleuchten.
Wie Sie sehen: die Diagnose umfasst viele unterschiedliche Faktoren. Der behandelnde Arzt sollte sich daher Zeit nehmen und auf die individuellen Gegebenheiten eingehen, um nachfolgend eine passende Therapie einleiten zu können.
Behandlung und Therapie
Bei der Behandlung von Morbus Menière werden primär 2 Hauptziele verfolgt: die Reduktion der Schwere der Symptome bei einem akuten Anfall sowie die Vorbeugung weiterer Attacken.
Da der Schwindel in den meisten Fällen bis zu mehrere Stunden andauern kann, wird Ihnen der Arzt vorerst ein Mittel verordnen, welches das Schwindelsymptom lindert.
Sollten Sie unter mehreren Attacken pro Monat leiden, kann der Arzt Ihnen zur Verringerung der Attacken Betahistin-Tabletten verschreiben. Betahistin-Tabletten verbessern die Mikrozirkulation im Innenohr.
Darüber hinaus gibt es z. B. das Körpertraining, bei dem der Betroffene lernt, seinen Gleichgewichtssinn wieder aufzubauen. Nach einem Anfall pendelt sich das Gleichgewichtssystem zwar wieder ein, jedoch erholt es sich in fortgeschrittenen Stadien der Krankheit nicht vollständig.
Zusätzlich kann Akupunktur helfen, um die Intensität und Häufigkeit der Anfälle zu verringern und zu lindern.
Bitte beachten Sie: Wie bei so vielen Erkrankungen, sorgt Stress für eine Verschlimmerung der Symptome. Da Morbus Menière durch die unangenehmen Attacken selbst Stress verursacht kann weiterer Stress (z. B. bei der Arbeit) zu häufigeren Attacken führen. Ein Teufelskreis ergibt sich.
Haben Sie daher keine Scheu vor Entspannungsverfahren oder einer psychologischen Betreuung. Diese sind sinnvoll, um die Belastung und ständige Angst vor plötzlichen Anfällen zu bewältigen.
Wie kann ich Morbus Menière vorbeugen?
Da die Ursachen für Morbus Menière bisher nicht gänzlich erforscht wurden, können Sie als Betroffener das Auftreten der Krankheit nicht verhindern. Sie können jedoch präventiv gegen die Menière-Krankheit vorgehen und so weiteren Anfällen vorbeugen.
Folgende Vorbeugungstipps möchten wir Ihnen an die Hand geben:
- Gesunder Lebensstil (Verzicht auf Nikotin, Alkohol und Koffein)
- Gleichgewichtstraining und regelmäßige Bewegung
- Entspannungsübungen
- Anfallsprophylaxe durch Medikamente
Quellen und weitere Literatur
- Deutsche Gesellschaft für Neurologie – S1 Leitlinie Schwindel Therapie
https://www.dgn.org/images/red_leitlinien/LL_2012/pdf/ll_49_2012_schwindel__therapie.pdf - Techniker Krankenkasse – Was ist die Menière-Krankheit
https://www.tk.de/techniker/gesundheit-und-medizin/behandlungen-und-medizin/atemwegs-und-hno-erkrankungen/was-ist-die-meniere-krankheit-2022760 - Ärzteblatt – Schwindelattacken bei Morbus Meniere: Betahistin hat keine prophylaktischen Effekte
https://www.aerzteblatt.de/archiv/180296/Schwindelattacken-bei-Morbus-Meniere-Betahistin-hat-keine-prophylaktischen-Effekte - Klinikum Uni München – Häufigsten Gründe für Schwindel
http://www.klinikum.uni-muenchen.de/Deutsches-Schwindelzentrum-IFB-LMU/de/Patienten/Informationen_zu_Schwindel_und_Gleichgewicht/Diagnose/index.html#MorbusMeniere