Rund 3 Millionen Deutsche leiden unter einem konstanten Ohrgeräusch, das auch als Tinnitus bekannt ist. Nehmen Sie ein Rauschen oder Pfeifen im Ohr wahr? Dann sollten Sie nicht zögern und einen Hals-Nasen-Ohrenarzt aufsuchen, um den Tinnitus behandeln zu lassen. Aber wie geht die Behandlung genau vonstatten?
Wurde ein Tinnitus bei Ihnen fachärztlich diagnostiziert, stehen zahlreiche in Form und Ansatz unterschiedliche Behandlungsmöglichkeiten zur Auswahl. Von medikamentösen Behandlungen (z. B. mit Kortison) über Verhaltenstherapie bis zur akustischen Stimulation.
Wichtig: Betrachtet man den heutigen Stand der Wissenschaft, ist bisher keine universelle Methode bekannt, die Tinnitus umfassend heilt. Tinnitus ist zu individuell als dass es ein Mittel für alle Patienten geben könnte.
Ziel der Behandlung von Tinnitus ist es letztlich, die auftretenden Ohrgeräusche zu reduzieren bzw. die Wahrnehmung der Geräusche zu trainieren. Durch dieses Training (z. B. durch eine Verhaltenstherapie) kann der Patient lernen, das lästige Geräusch in den Hintergrund zu stellen. Nach einiger Zeit ist es für Betroffene dann möglich, das Geräusch zu “überhören”.
Akuter und chronischer Tinnitus
Bevor Ihr HNO-Arzt Ihnen eine Behandlung vorschlägt, wird er durch verschiedene Fragen zuerst feststellen, von welcher Art Tinnitus Sie betroffen sind. Hierbei ist zwischen zwei Arten des Tinnitus zu unterscheiden: einem akuten und einem chronischen Tinnitus.
Besteht seit 1 – 3 Monaten ein Ohrgeräusch, spricht man von einem akuten Tinnitus. Sollten Sie von einem akuten Tinnitus betroffen sein, wird dieser vorwiegend medikamentös behandelt (z. B. mit Kortison). Hierdurch wird versucht, den Übergang zu einem chronischen Tinnitus zu verhindern.
Der chronische Tinnitus zeichnet sich dadurch aus, dass er für einen längeren Zeitraum als 3 Monate vorhanden ist und den Betroffenen permanent begleitet. Eine medikamentöse Behandlung ist hier in den meisten Fällen nicht ausreichend.
Es kommen daher weitreichendere Methoden, wie z. B. eine Verhaltenstherapie, zum Einsatz. Aber welche Therapiemöglichkeiten gibt es nun konkret, wenn man von einem der beiden Tinnitus-Arten betroffen ist? Wir haben Ihnen nachfolgend eine Übersicht zu den verschiedenen Möglichkeiten aufbereitet.
Tinnitus-Therapiemöglichkeiten im Überblick
Hierbei ist zu beachten, dass der zuständige HNO-Arzt zusätzlich feststellt, ob es sich um einen objektiven oder subjektiven Tinnitus handelt.
Beim objektiven Tinnitus ist das Störgeräusch im Ohr auch durch andere Personen ermittelbar (z. B. durch Messungen). Das heißt, dass eine Schallquelle im Körper des Patienten für das unangenehme Geräusch verantwortlich ist.
Der subjektive Tinnitus ist nur für den Betroffenen selbst wahrnehmbar, da die Störgeräusche primär durch das Gehirn ausgelöst werden.
Therapiemöglichkeiten eines akuten Tinnitus (objektiv):
- Medikamentöse Behandlung (z. B. mit Kortison)
- Tinnitus-Counseling (Bewältigungstraining und Aufklärung)
- Beruhigung oder Entfernung von Schallquelle im Körper des Betroffenen
Therapiemöglichkeiten eines chronischen Tinnitus (objektiv):
- Tinnitus-Counseling (Bewältigungstraining und Aufklärung)
- Beruhigung oder Entfernung von Schallquelle im Körper des Betroffenen
- Verhaltenstherapeutische Ansätze
- Physiotherapie
- Körpertherapien (z. B. Tai Chi, Hydrotherapie oder Biofeedback)
Therapiemöglichkeiten eines akuten Tinnitus (subjektiv):
- Medikamentöse Behandlung (z. B. mit Kortison)
- Tinnitus-Counseling (Bewältigungstraining und Aufklärung)
Therapiemöglichkeiten eines akuten Tinnitus (objektiv):
- Tinnitus-Counseling (Bewältigungstraining und Aufklärung)
- Verhaltenstherapeutische Ansätze
- Kombinierbare Therapieansätze (Zusammenspiel von akustischer Stimulation und verhaltenstherapeutische Ansätze)
- Medikamentöse Therapieverfahren
- Physiotherapie
- Gehirnstimulationsverfahren (magnetisch und elektrisch)
- Hörgeräteakustik
- Körpertherapien (z. B. Tai Chi, Hydrotherapie oder Biofeedback)
Neue Hoffnung für Betroffene
Aktuelle Forschungen an der University of Arizona (USA) lieferten kürzlich sehr interessante Erkenntnisse: bei Mäusen unterbindet die Blockierung eines bestimmten Proteins den Tinnitus.
Konkret fanden die Wissenschaftler heraus, dass ein Molekül namens TNF-A die Kommunikation zwischen Neuronen stört. Durch diese Störung entsteht ein Tinnitus. Auf Basis dieser Entdeckung könnten neue Behandlungsarten entwickelt werden.
Ob Tinnitus in naher Zukunft durch diese Entdeckung heilbar sein wird, ist noch nicht sicher. Wir halten Sie aber über alle Forschungsergebnisse und Neuerungen auf dem Laufenden.
Quellen und weitere Literatur
- S3-Leitlinie 017/064: Chronischer Tinnitus
https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/017-064l_S3_Chronischer_Tinnitus_2015-02.pdf - Bayerisches Ärzteblatt: Diagnostik und Therapie des chronischen Tinnitus
https://www.bayerisches-aerzteblatt.de/fileadmin/aerzteblatt/ausgaben/2015/11/einzelpdf/BAB_11_2015_560_566.pdf - S1-Leitlinie Hörsturz
https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/017-010l_S1_Hoersturz_2014-02-verlaengert.pdf - Uni Münster: Tinnitus Studie
https://www.medizin.uni-muenster.de/ibbtinnitusstudien/das-projekt/training-mit-massgeschneiderter-musik/ - Deutsche Tinnitus Liga e. V.
https://www.tinnitus-liga.de - Definition Tinnitus
https://flexikon.doccheck.com/de/Tinnitus_aurium